Miriam Fischer
Miriam Fischer ist eine fleissige Biene und tut im Hintergrund als Vorstands-Frau unheimlich viel für Borderfree – es gibt keine Worte für ihre wertvolle Arbeit. Nun ist Miriam an die Front nach Preševo gereist und hat uns einen Tagebuch-Auszug gesendet. Danke für Alles! ❤
《Heute Nachmittag bin ich mit Fabienne in Skopje angekommen. Als wir gegen Abend im neuen, geheizten borderfree-Zelt ankamen, war es bereits sehr voll. Familien sassen beisammen, junge Leute scherzten miteinander und die Suppe verströmte einen angenehmen Duft. Die Menschen lobten den Linseneintopf und bedankten sich jedes Mal höflich.
Die Kinder lieben gekochte Eier und das Brot, und ihre Augen strahlten, wenn einer der Freiwilligen Seifenblasen zauberte.
Gegen 12 Uhr entstand plötzlich Hektik, das Zelt leerte sich – alle wollten den Zug nach Šid erwischen. Eine Familie mit zwei kleinen Kindern blieb noch ein Bisschen und half mir beim Putzen und Aufräumen. Sie hatten Tickets für einen der Buse gekauft und es daher nicht ganz so eilig. Wunderbare, bescheidene, höfliche Menschen. Und ich kann so wenig für sie tun…
Beim Bahnhof entstand dann das grosse Gedränge. Der Zug fuhr ein und lange öffneten sich die Türen nicht. Ich blickte in viele hoffnungsvolle Gesichter, dunkle Kinderaugen zwinkerten müde, Babys weinten leise. „Wie unglaublich müde diese Menschen sind!“ durchfuhr es mich.
Dann öffnete sich nur eine Türe in der Mitte des Zuges und sofort drängten sich die Menschen aus allen Richtungen in den einen Wagon. Die Freiwilligen und die Bahnangestellten versuchten, die Familien mit den Babys vor dem Geschubse zu schützen und sie zuerst einzuschleusen. Erst als schon fast die Hälfte der Leute den Zug bestiegen hatten, öffneten sich auch die Türen der zwei anderen Wagons.
Nach Abfahrt des Zugs war es dann gespenstisch still. Vereinzelt trafen einzelne Familien ein, taumelnd vor Müdigkeit, einige Frauen leise weinend. Ein Kind war so müde, dass ihm ständig die Beine wegknickten, seine Mutter hatte aber mit seinem Schwesterchen schon genug zu tragen. Ich hob den kleinen, weinenden Jungen hoch und trug ihn zum Registrierungscamp. Sofort verstummte sein Weinen und beinahe schlief er in meinen Armen ein. Behutsam setzte ich ihn vor der Schleuse ab und auf wackligen Beinen folgte er seiner Familie.
Eine Gruppe von Frauen und Männern wartete vor unserem Zelt. Sie wollen nur noch schlafen, sagten sie. Da die Familie nicht getrennt werden wollte, wurden sie im Schlafzelt von MSF einquartiert. Eine andere Gruppe von Frauen, darunter eine alte, hinkende Frau und eine junge Mutter mit Baby geleiteten wir zum Mutter-Kind-Raum von Save the Children. Nachdem sich die Männer vergewissert hatten, dass diese da sicher aufgehoben sind, legten sie sich auch im MSF-Zelt zum Schlafen hin.
Ein Mann blieb noch zum Tee bei uns und erzählte uns von seiner Reise aus dem Irak, über das Meer bis hierher. Und wie sich unterwegs eine kleine Gruppe von 10 Menschen gebildet hatte aus Irak und Syrien, die sich mittlerweile so gerne mochten, dass sie sich nicht mehr trennen wollten. Wohin sie denn reisen wollen, fragte ich sie. „I don’t know. Just somewhere safe. A Place without bombs.“ sagte er.
Jetzt ist alles still. Eine Familie schläft ruhig bei uns im Zelt. Draussen geht ein eisiger Wind. Wir warten, bis der Tag anbricht. Und wieder viele Menschen mit grossen Hoffnungen die Grenze passieren.》
Miriam Fischer
Miriam Fischer ist eine fleissige Biene und tut im Hintergrund als Vorstands-Frau unheimlich viel für Borderfree – es gibt keine Worte für ihre wertvolle Arbeit. Nun ist Miriam an die Front nach Preševo gereist und hat uns einen Tagebuch-Auszug gesendet. Danke für Alles! ❤
《Heute Nachmittag bin ich mit Fabienne in Skopje angekommen. Als wir gegen Abend im neuen, geheizten borderfree-Zelt ankamen, war es bereits sehr voll. Familien sassen beisammen, junge Leute scherzten miteinander und die Suppe verströmte einen angenehmen Duft. Die Menschen lobten den Linseneintopf und bedankten sich jedes Mal höflich.
Die Kinder lieben gekochte Eier und das Brot, und ihre Augen strahlten, wenn einer der Freiwilligen Seifenblasen zauberte.
Gegen 12 Uhr entstand plötzlich Hektik, das Zelt leerte sich – alle wollten den Zug nach Šid erwischen. Eine Familie mit zwei kleinen Kindern blieb noch ein Bisschen und half mir beim Putzen und Aufräumen. Sie hatten Tickets für einen der Buse gekauft und es daher nicht ganz so eilig. Wunderbare, bescheidene, höfliche Menschen. Und ich kann so wenig für sie tun…
Beim Bahnhof entstand dann das grosse Gedränge. Der Zug fuhr ein und lange öffneten sich die Türen nicht. Ich blickte in viele hoffnungsvolle Gesichter, dunkle Kinderaugen zwinkerten müde, Babys weinten leise. „Wie unglaublich müde diese Menschen sind!“ durchfuhr es mich.
Dann öffnete sich nur eine Türe in der Mitte des Zuges und sofort drängten sich die Menschen aus allen Richtungen in den einen Wagon. Die Freiwilligen und die Bahnangestellten versuchten, die Familien mit den Babys vor dem Geschubse zu schützen und sie zuerst einzuschleusen. Erst als schon fast die Hälfte der Leute den Zug bestiegen hatten, öffneten sich auch die Türen der zwei anderen Wagons.
Nach Abfahrt des Zugs war es dann gespenstisch still. Vereinzelt trafen einzelne Familien ein, taumelnd vor Müdigkeit, einige Frauen leise weinend. Ein Kind war so müde, dass ihm ständig die Beine wegknickten, seine Mutter hatte aber mit seinem Schwesterchen schon genug zu tragen. Ich hob den kleinen, weinenden Jungen hoch und trug ihn zum Registrierungscamp. Sofort verstummte sein Weinen und beinahe schlief er in meinen Armen ein. Behutsam setzte ich ihn vor der Schleuse ab und auf wackligen Beinen folgte er seiner Familie.
Eine Gruppe von Frauen und Männern wartete vor unserem Zelt. Sie wollen nur noch schlafen, sagten sie. Da die Familie nicht getrennt werden wollte, wurden sie im Schlafzelt von MSF einquartiert. Eine andere Gruppe von Frauen, darunter eine alte, hinkende Frau und eine junge Mutter mit Baby geleiteten wir zum Mutter-Kind-Raum von Save the Children. Nachdem sich die Männer vergewissert hatten, dass diese da sicher aufgehoben sind, legten sie sich auch im MSF-Zelt zum Schlafen hin.
Ein Mann blieb noch zum Tee bei uns und erzählte uns von seiner Reise aus dem Irak, über das Meer bis hierher. Und wie sich unterwegs eine kleine Gruppe von 10 Menschen gebildet hatte aus Irak und Syrien, die sich mittlerweile so gerne mochten, dass sie sich nicht mehr trennen wollten. Wohin sie denn reisen wollen, fragte ich sie. „I don’t know. Just somewhere safe. A Place without bombs.“ sagte er.
Jetzt ist alles still. Eine Familie schläft ruhig bei uns im Zelt. Draussen geht ein eisiger Wind. Wir warten, bis der Tag anbricht. Und wieder viele Menschen mit grossen Hoffnungen die Grenze passieren.》
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