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Am 31. August 2015 hat unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel gesagt „Wir schaffen das“. Schaffen wir das wirklich? Schaffen wir das, obwohl viele Mitarbeiter in den Ämtern es nicht schaffen, Geflüchtete wie Menschen zu behandeln und ihnen ernsthaft mit Rat und Tat zur Seite zu stehen; obwohl die Diskussion um unsere Werte von Menschen geführt wird, die sich noch nie mit einem Geflüchteten unterhalten haben? Was sind eigentlich unsere Werte? Und leben wir unsere Werte überhaupt? Schaffen wir es, obwohl deutsche Politiker der Meinung sind, dass wir uns an Bilder wie in Nordgriechenland gewöhnen müssen; das wir einfach weggucken sollten, anstatt zu helfen; obwohl freiwillige Ärzte sich in die vom Militär geleiteten Flüchtlingscamps einschleichen müssen, um ihre Patienten zu untersuchen und obwohl tausende Menschen mitten in Europa in Zelten hausen und einfach vergessen werden …? Unter diesen Voraussetzungen könnte man eigentlich meinen, dass wir es auf gar keinen Fall schaffen! Aber „Wir sind viele!“ Das sagen wir Helfer gerne mal, wenn uns die Kraft ausgeht, wenn wir mal wieder einen Rückschlag erlebt haben, wenn wir uns über irgendwelche Absurditäten in der Flüchtlingspolitik aufregen. Aber auch wenn wir es mal wieder über irgendeine absurde Hürde geschafft haben oder wenn ein Kind uns dankbar anlächelt. Und wir sind tatsächlich viele, überall auf der Welt! Wir tun uns zusammen und versuchen zu helfen! Kleinste, aus dem Boden gestampfte Initiativen übernehmen die Arbeit von den großen Organisationen und geben den Geflüchteten ein kleines bisschen Würde zurück! Ich bin mir sicher, dass wir es zumindest schaffen können!

DANKE an dieser Stelle vor allem an Euch liebe „Borderfree Association, Family“!

Ich habe – zusammen mit Issam, Ammar & Yassin aus Syrien ein Buch über meine (und ihre) Erfahrungen geschrieben:

Ich sitze in einem Container in der Nähe von Frankfurt am Main. Mir gegenüber sitzen Ammar, Yassin und Issam. Sie auf dem einen Bett, ich auf dem anderen. Ammar und Yassin teilen sich das Zimmer, seit sie nicht mehr in der Turnhalle in Frankfurt Fechenheim wohnen, seit sie nicht mehr in der Erstaufnahmeeinrichtung in Weilburg wohnen, seit sie nicht mehr in Syrien sind. Wir trinken schwarzen Tee mit viel Zucker und unterhalten uns über die Situation in Deutschland, darüber, dass es immer mehr Menschen gibt, die sie hier nicht haben wollen. Über Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte und über die eine Frage, die mir auf der Seele brennt: Habt ihr Angst? Habt ihr Angst, dass zum Beispiel jemand eine Handgranate in euren Container, in euer Zuhause wirft?

„Eine Handgranate ist für uns, wie es für euch ist, wenn euch der Bus vor der Nase wegfährt – das ist Normalität.“ (Ammar)

Vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass es in Deutschland mehr als eine Handvoll Menschen gibt, die so massiv Stimmung gegen Geflüchtete machen würden. Gut, geschossen wird glücklicherweise immer noch selten, auch wenn Teile von Parteien dazu öffentlich aufrufen. Geschossen mit Waffen wird selten, verbal geschossen wird dafür umso schärfer. Ich bekomme das in meinem privaten Umfeld glücklicherweise selten mit, und auch keiner meiner 750 Facebook-Freunde hat auf einen meiner Pro-Flüchtlinge-Posts bisher despektierlich reagiert. Danke dafür!
Drei der 750 Freunde sind übrigens die Flüchtlinge: Ammar, Yassin und Issam aus Syrien.

Dienstag, 1. September 2015

Ich bin in der Redaktion von hr3, einem Radiosender des Hessischen Rundfunks. Beim Recherchieren lese ich auf Facebook, dass um 19 Uhr achthundert Flüchtlinge am Frankfurter Hauptbahnhof ankommen werden. Ich entscheide mich spontan dort hinzufahren und den Menschen zu helfen. Nach der Arbeit halte ich noch schnell beim Supermarkt und kaufe ein paar Träger Wasser, ein bisschen Kinderschokolade und Bananen und um Punkt 19 Uhr stehe ich, etwas verloren, mit meinen Einkäufen in der Mitte des Bahnhofs. Die Reisenden laufen eilig an mir vorbei, keiner beachtet mich. Ich denke an das Video, dass ich heute Morgen in der Redaktion angeschaut habe. Hunderte ehrenamtliche Helfer nehmen Flüchtlinge am Westbahnhof in Wien in Empfang: „Say it loud, say it clear: Refugees are welcome here!“ Ich bin immer noch beeindruckt, dass es dort so viele engagierte Menschen gibt, die die Geflüchteten mit offenen Armen empfangen. Vor allem, weil es von Tag zu Tag mehr werden. Seit das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge am 25. August 2015, folgenden Satz getwittert hat, reißt der Flüchtlingsstrom überhaupt nicht mehr ab:

@BAMF_Dialog #Dublin-Verfahren syrischer Staatsangehöriger werden zum gegenwärtigen Zeitpunkt von uns weitestgehend faktisch nicht weiter verfolgt.

Für sie bedeutet dieser Satz, dass sie, wenn sie es bis nach Deutschland schaffen, auch in Deutschland bleiben dürfen. Vorher mussten sie, laut „Dublin-Verfahren“, in dem Land ihren Asylantrag stellen, in dem sie das erste Mal die EU betreten haben. Im Umkehrschluss: Deutschland gewährt nur Flüchtlingen Asyl, die auf dem Weg nach Deutschland in keinem anderen Europäischen Land waren – das ist die sogenannte Drittstaaten-Regel. Dann überlegen wir doch mal kurz, wie viele Möglichkeiten es gibt, nach Deutschland zu kommen OHNE den Fuß in ein anderes Europäisches Land gesetzt zu haben: Deutschland ist eingekreist von Polen, Holland, Italien, von der Tschechischen Republik, von Österreich, der Schweiz, Frankreich, Dänemark, … also, wenn die Flüchtlinge nicht gerade im Urlaub in Norwegen sind und zwischen Dänemark und Holland an der deutschen Küste vor Anker gehen, haben sie faktisch keine Chance deutschen Boden zu betreten ohne vorher ein anderes EU-Land betreten zu haben. Ganz schön clever vom feinen Deutschland: Wir haben ein großartiges Asyl-Gesetz und die Asylanten haben die anderen…

Durch den nicht mehr abreißenden Flüchtlingsstrom sind inzwischen aber so viele „illegale“ Menschen in Deutschland, das die Behörden mit der Verfolgung und mit der Abschiebung nicht so schnell hinterherkommen, wie sie gerne würden. Also entscheidet unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel spontan, dass alle Syrer, die es nach Deutschland geschafft haben, auch in Deutschland Asyl beantragen. Allerdings sollte diese Entscheidung, laut der Spiegel, eigentlich nur die Demokratie in Deutschland entlasten und gar nicht an die Öffentlichkeit geraten aber die interne Nachricht landet irgendwie im Email Posteingang der Hilfsorganisation Pro Asyl und ist von dort aus nicht mehr aufzuhalten. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge muss reagieren und twittert den Inhalt des Vermerks am 25. August um 13:30 selbst. Aber wie bei dem Spiel Stille Post ist die Aussage der Kanzlerin am Ende nicht mehr ganz die Gleiche: „Deutschland will alle Syrer aufnehmen, die es bis über die Landesgrenze schaffen, egal wie viele es sind.“ Die Menschen aus Syrien feiern die Bundeskanzlerin im Netz mit „Wir lieben Angela Merkel“-Nachrichten und eine Gruppe von zweihundert Syrern entscheidet sich spontan, sofort aus dem Auffanglager in Ungarn auszubrechen und sich auf den Weg nach Deutschland zu machen. Polizeiketten versperren ihnen den Weg, es wird Tränengas eingesetzt, aber die Syrer erklären den Polizisten freudestrahlend: Deutschland wartet auf uns.

Ja, ich warte! Hier am Frankfurter Hauptbahnhof! Ich schaue mich um. Wenn ich die einzige bleibe, dann ist Deutschland ziemlich klein, ich muss lachen. Nach und nach kommen dann aber doch immer mehr Leute und plötzlich geht es zu wie in einem Bienenstock. Ich freue mich. Emsig werden Stände mit Getränken aufgebaut, Stände mit Lebensmitteln, Stände mit Kleidung. Menschen halten Plakate in ihren Händen auf denen in Englisch, in Arabisch, in Farsi, in Dari und in vielen anderen Sprache steht: Herzlich Willkommen in Frankfurt! Um 0 Uhr 30, fünfeinhalb Stunden später, die Nachricht: Der Zug mit den Flüchtlingen fährt in einer halben Stunde am Hauptbahnhof ein. An Gleis 8. Ein ehrenamtlicher Helfer macht eine Durchsage mit dem Megaphon: „In einer halben Stunde kommt der Zug mit den Flüchtlingen an Gleis 8 an, bitte bildet eine Gasse, durch die die Menschen direkt zu Gleis 24 gehen können! Ersthelfer und Dolmetscher werden zuerst durch den Zug gehen und schauen, wer medizinische Hilfe braucht! Bitte lasst unbedingt genug Platz für die Menschen!“ Der ICE rollt ein. Die Ersthelfer gehen in die einzelnen Abteile. Sie versorgen die Flüchtlinge, die vor Erschöpfung kurz vorm Zusammenbrechen sind, die ihre Kinder monatelang durch Europa getragen haben, die durch Stacheldrahtzäune gerobbt sind, die sich tagelang im Wald vor Grenzpolizisten versteckt haben. Es gibt aber auch einige, die mit letzter Kraft und durch die Welle der Begeisterung der Helfer aus dem Zug kommen und erleichtert ihre Arme hochreißen, die für die vielen Helfer applaudieren und ihnen zeigen, dass sie dankbar dafür sind, dass sie mitten in der Nacht so herzlich empfangen werden. (Zitat Ammar: „Menschen die klatschen, schießen nicht) Die Geflüchteten werden direkt in den nächsten Zug geleitet, der sie zum Fernbahnhof Frankfurter am Main bringt, von wo aus sie dann in die verschieden Himmelsrichtungen verteilt werden. Die Abteile sind bereits bis oben vollgepackt mit Getränken, Essen, Kleidung, Decken und Kuscheltieren. Auch hier laufen Ärzte und Dolmetscher durch die Gänge und kümmern sich um die Menschen. Danach steigen wir Helfer ein und verteilen die benötigten Dinge: Jacken für Männer, die trotz der Kälte nur noch mit einem T-Shirt bekleidet sind, Socken und Schuhe für Kinder, die schmutzig und barfuß auf dem Schoß ihrer Mütter sitzen, Kuscheltiere für weinende Kleinkinder, die verängstigt und mit großen Augen neben ihren Eltern sitzen und Papas Arm so fest drücken, dass er blaue Flecken bekommt. Wir schauen in traurige, vom Weinen aufgequollene Augen von Müttern, wir lächeln Väter an, die bis auf die Knochen abgemagert, aber stolz sind, ihre Familie gerettet zu haben. Wir machen hier und da ein paar Faxen mit den Kindern und hoffen, dass sie spüren, dass sie jetzt endlich in Sicherheit sind. Der Zug setzt sich langsam in Bewegung. Ich setze mich neben ein fünfjähriges Mädchen. Sie hat eine Platzwunde am Kopf. Das Mädchen ist nur mit ihrem Vater unterwegs, die Mutter ist verletzt und musste in der Türkei zurückbleiben. Die Kleine ist erschöpft. Sie lächelt leise, ihre Augen sind leer. Als der Zug hält werden als erstes die Wasserflaschen und die anderen Hilfsgüter ausgeladen. Danach steigen die Flüchtlinge aus. Ich nehme das Mädchen an die Hand und wir laufen zusammen mit ihrem Vater zur nächsten Sitzbank. Der Vater fragt schüchtern, mit Händen und Füßen, ob er kurz eine Zigarette rauchen gehen kann. Er vertraut mir sein Kind an, mit dem er gerade wochenlang durch Griechenland, durch Serbien und durch Ungarn gelaufen ist. Auch er wirkt sehr erschöpft und traurig. Als ich ihm lächelnd zunicke schaut er mich dankbar an. Das kleine Mädchen schläft auf meinem Schoß ein. Es ist 3 Uhr nachts. Sie schläft ruhig, ich weine leise. Sie wird noch in der Nacht ins Krankenhaus gebracht. Irgendwie muss ich diesen Menschen helfen, ich will mehr machen, als nur am Bahnhof stehen und klatschen, ich will ihre Geschichten hören. Wie ist Krieg? Wie haben sie die Flucht überstanden? Was wünschen sie sich für die Zukunft und wie war ihr Leben vor dem Krieg? Ich will sie unterstützen, sie begleiten, sie nicht einfach sich selbst überlassen.

Eine Woche später fange ich ehrenamtlich in einer Erstaufnahmeeinrichtung an zu arbeiten: Den ganzen Tag in dieser „Fabriksporthalle“ zu sitzen macht diese jungen Männer mürbe, deshalb steht heute Basketballspielen auf dem Plan. Ich fahre mit neun Geflüchteten aus Syrien und Afghanistan zum Basketball-Court an der Europäischen Zentralbank. Die vielen arabischen und afghanischen Männer fallen in der U-Bahn auf, vor allem Issams Vollbart lässt die Menschen kurz aufschauen. Seltsam. Hier in Frankfurt gehören Ausländer eigentlich genauso zum Stadtbild wie die Skyline. Ich versuche, die Blicke zu ignorieren, kann mir aber annähernd vorstellen, wie die jungen Männer sich tagtäglich fühlen, wenn sie in Frankfurt unterwegs sind. Als wir ankommen, sind sie total begeistert und wir fangen direkt an zu spielen. „Drei gegen Drei“ oder auch Issam gegen alle – der zockt uns nämlich ganz schön ab! Was zu fünf Prozent daran liegt, dass eins meiner Teammitglieder mitten im Spiel beten muss, aber die restlichen 95 Prozent sind definitiv können! Nach dem Spiel gehen einige noch in die Stadt, andere machen sich auf den „Heimweg“, ich fahre mit Ammar, Yassin und Issam zu mir. Wir haben Hunger und wollen zusammen etwas kochen. Ich wünsche mir ein arabisches Gericht:

Es gibt Auberginencreme mit Joghurt, mit Tahin – einer Sesampaste und, wie ich nach dem ersten probieren feststelle, mit einer kompletten Knoblauchknolle:

Auberginencreme:

Zutaten:
1,5 Kg Auberginen
4 EL Tahin (Sesammus)
3 Zehen Knoblauch (mindestens!)
2 TL Meersalz
Saft von 2 Zitronen
0,5 Becher Joghurt
Frisches, dünnes Fladenbrot zum Dippen

Zubereitung:
Auberginen schälen und in breite Streifen schneiden. Dann in heißem Öl solange frittieren, bis sie dunkelbraun sind.
(Es funktioniert natürlich auch die „deutsche“ Variante: halbieren, mit der Gabel einstechen und auf dem Gitter grillen, bis sie komplett weich sind und dann mit einem Esslöffel aushöhlen.)
Die Auberginen-Masse oder wahlweise die frittierten Stücke in eine Schüssel geben, die restlichen Zutaten dazugeben und mit einem Pürier-Stab zu einer Masse verarbeiten.
Etwas durchziehen lassen und dann anrichten.
Gegessen wird  indem man sich Stücke vom frischen Fladenbrot abreißt, sie durch die Paste zieht und sich so genüsslich große Mengen der knoblauchlastigen Auberginencreme in den Mund schaufelt.

Eigentlich Zubereitungszeit: eine Stunde
Syrische Zubereitungszeit: drei Stunden

Ich muss schmunzeln. Wenn ich für meine Kinder koche, dauert es, egal was ich mache, nie länger als eine Stunde. Als wir (endlich) essen, erzählt Issam, warum er so unfassbar gut Basketball spielt. Und dann hört er nicht mehr auf zu erzählen: von seinem Leben vor dem Krieg, von dem Leben in Aleppo während des Krieges und von seiner Flucht: Issam spielt in Aleppo jeden Tag Basketball. Nach der neunten Klasse geht er von der Schule und träumt von einer Karriere als Profi-Basketballspieler, er trainiert hart: Morgens Basketball, mittags Streetfighting, nachmittags Basketball und am späten Abend geht er ins Fitnesscenter. Er spielt im ersten Team in Aleppo, er hat Erfolg und das obwohl er der Jüngste ist. Profi-Basketballspieler! Ein Traum, für den er hart arbeitet, und ein Traum, der von einem Tag auf den anderen zerplatzt: Als er 16 Jahre alt ist, beginnt der Krieg. Die Sporthalle wird zugemacht, der Streetfighting-Trainer muss zur Armee und das Fitnesscenter wird auch geschlossen. Seitdem hängt Issam oft in dem Computerladen seines Freundes ab, er hilft ihm: Wenn sein Freund einen Termin hat, springt Issam ein. Wenn er keinen Termin hat, sitzen sie zusammen im Laden, trinken Tee, rauchen, reparieren die Computer und testen danach, ob sie auch wirklich funktionieren: am liebsten mit dem Spiel FIFA 2011. „Du hast eh keine Chance, ich zieh dich ab, das weißt du!“ Als Issam gerade eine Flanke schlagen will, kommt ein Kunde in den Laden. Er guckt sich um und sagt dann beiläufig: „Die Assad-Armee hat jemanden von der freien Syrischen Armee gefangengenommen und umgebracht, seine Leiche liegt vor dem „The Bridge-Restaurant.“ Sie haben ihn dorthin gelegt, damit die Menschen in Aleppo sehen, was passiert, wenn man gegen Baschar al-Assad ist. Als der Kunde weg ist, gehen Issam und sein Freund auch zu dem Platz. Auf der einen Seite sind sie neugierig, auf der anderen Seite können sie sich nicht vorstellen, dass es wirklich stimmt, was der Kunde ihnen gesagt hat. Aber als sie vor dem Restaurant ankommen, liegt dort tatsächlich ein Mann auf dem Boden, ein toter Mann, er liegt auf dem Rücken. Die Jungs gehen näher heran und sehen, dass aus seinem offenen Kopf das Gehirn quillt. Ihnen wird kotzübel. Um den Toten herum stehen inzwischen mehr als fünfzig Menschen, die Assad-Soldaten sind wie aufgepeitscht, sie grölen, sie lachen und sie rufen mit stolzgeschwellter Brust: „Wir haben das Arschloch umgebracht!“ Einer der Männer geht mit festem Schritt zu seinem Motorrad, er setzt sich drauf und fährt mit der schweren Maschine über den geschundenen Körper des toten Mannes. Die Knochen knacken, noch mehr Gedärme kommen heraus. Es ist ein schreckliches Bild. Einige Leute gehen angewidert weg, andere bleiben wie versteinert stehen: Einige aus Angst vor den Assad-Soldaten, andere weil sie unter Schock stehen. Issam und sein Freund starren auf den Toten, sie können nicht wegschauen, sie können sich nicht bewegen. Die Soldaten binden ein Seil um das Bein des toten Mannes, dann befestigen sie das andere Ende an einem Auto. Einer der Männer setzt sich ans Steuer und zieht die Leiche durch ganz Aleppo, Issam und sein Freund gehen nach Hause, sie reden nicht. Die Leiche, die Gedärme, das Schreien der Assad-Soldaten – Issam kann es nicht vergessen. Es ist Krieg.

Als ich abends im Bett liege, muss ich weinen, darüber dass es Menschen gibt, die so schreckliche Dinge erleben müssen, darüber dass es Menschen gibt, die trotzdem überhaupt kein Mitleid für diese Menschen empfinden und darüber dass diese Menschen nach all dem, was sie erlebt haben, noch lange nicht am Ziel sind. Dass sie in Sporthallen, in Containern und in Hotelzimmern sitzen, die sonst keiner beziehen möchte und das sie den Tag damit verbringen, nichts zu machen. Nichts, außer ihre Eltern, ihre Frauen und ihre Kinder so schrecklich zu vermissen, dass es ihnen den Atem nimmt. Zwischendrin können wir ehrenamtlichen Helfer sie ein bisschen ablenken, aber eigentlich brauchen sie einfach nur eine Aufgabe. Ammar hat zu mir gesagt: „Kerstin, ich möchte so gerne irgendetwas tun, gerne auch ohne Geld, etwas Ehrenamtliches! Ich mache alles! Alles … außer Rosen in der Fußgängerzone verteilen!“ Wenn ich daran denke, muss ich lachen. Ich wische mir die Tränen aus den Augen. Die jungen Männer sind cool, sie sind witzig, sportlich, intelligent. Aber vor allem sind sie zu Tode gelangweilt. Ja, sie dürfen jeden Tag zum Deutschkurs. Das ist schlau. Sprache ist wichtig für die Integration. Aber das ist natürlich nicht alles. Und ab sofort dürfen sie jeden Samstag zu mir, wir gehen zusammen in den Supermarkt, kaufen ein und kochen arabische Gerichte. Während wir in der Küche sitzen und arabische Köstlichkeiten mit den Fingern essen, erzählen sie mir von sich und von ihrer Welt. Eine Welt, die uns allen so fremd ist, die uns zeitweise sogar Angst macht, eine Welt, in der für sie scheinbar kein Platz mehr ist. Ich versuche mit ihnen zusammen bei unseren Kochnachmittagen, -abenden, -nächten ein bisschen von ihrer Heimat zurückzuholen. Als ich ihnen von meiner Idee erzähle Spenden zu sammeln und nach Idomeni zu fliegen, machen sie sich Sorgen: „Nimm Dich in Acht vor den Flüchtlingen!“ Ich muss lachen J

 

Sonntag 01. Mai 2016

Ich sitze im Flieger nach Thessaloniki, um von dort aus mit einem Mietwagen nach Gorgopi zu fahren, wo die Schweizer Hilfsorganisation Borderfree Asocciation ein kleines Haus angemietet hat, damit die Helferfamilie, also wir und die anderen Helfer, abends zusammensitzen kann um das Erlebte zu reflektieren. Was werde ich wohl in Idomeni erleben? Ehrlich gesagt komme ich das erste Mal dazu, mir wirklich Gedanken darüber zu machen, was da jetzt auf mich zukommt. Ich hatte die letzten Wochen so viel mit Interviews; mit den Problemen von den geflüchteten Männern, die ich in Frankfurt betreue; mit meiner eigentlichen Arbeit beim Hessischen Rundfunk; mit der Beschaffung von der Technik die ich in Idomeni brauche, um von dort aus weitere Interview zu geben; und natürlich mit meinen beiden eigenen Kindern zu tun, dass ich auf die Fragen von Freunden: „Bist du aufgeregt, hast du Angst, wie fühlst du dich?“ immer nur mit einem Schulterzucken reagiert habe. Und auch witzig gemeinte Kommentare, die mich normalerweise in Angst und Schrecken versetzt hätten: „Den Schaumstoff-Mikrofon-Schutz will ich nur wiederhaben, wenn er keine Schusslöcher hat?“ haben mich nur kurz aufhorchen lassen. Habe ich Angst? Eigentlich nicht. Ich gucke aus dem Fenster des Easyjet Fliegers. Alleine dass ich hier in einer Billigfluglinie sitze, würde mich im normalen Leben beunruhigen, aber da ich mich irgendwie gar nicht fühle, fühle ich nichts, ich bin neutral. Ich gucke zu meinem guten alten Freund Sebastian, der seelenruhig neben mir schläft, mit offenem Mund und 5000 Euro in der linken Jacken-Innentasche – ein Drittel der Spenden, die wir bisher gesammelt haben: 15.000 Euro! Wahnsinn! Mit so viel Geld können wir hoffentlich einiges bewegen. Ich kaufe mir für 3 Euro – von meinem eigenen Geld – einen viel zu heißen Kaffee vom Bordpersonal (da ich das erste Mal in einer Billigfluglinie sitze, bin ich kurz überrascht, dass ich bezahlen muss) und versuche weiter irgendeine Emotion in mir zu finden: Wie geht es mir? Was macht es mit mir, dass ich gerade auf dem Weg in ein Krisengebiet bin? „Hallo! Emotionen? Hört mich wer?“ Ein Kollege von mir, der gerade aus Idomeni zurückgekommen ist, hat mir gestern noch geraten, aus der Apotheke eine kleine Atemmaske mitzunehmen, weil es in der Zeit, als er vor Ort war, einige Tränengasangriffe seitens der Polizei gegeben hat. Ich, Kerstin, die Angst vor ungefähr allem hat, werde in ein paar Stunden zwischen fast zwanzigtausend verzweifelten Flüchtlingen stehen, von der griechischem Polizei kontrolliert und im schlimmsten Fall auch mit Tränengas beschossen werden. Also zumindest die Polizeikontrolle kann kommen: Ich habe mir am Freitag, eine Minute vor der Schließung des Bürgeramtes noch schnell einen vorläufigen Reisepass besorgt. Angeblich ist es nämlich schon vorgekommen, dass Helfer (trotz EU, trotz deutschem Ausweis) eingesperrt wurden, weil sie nur ihren Ausweis dabei hatten. Ich gucke aus dem Flugzeug-Fenster, lächle und habe trotzdem Tränen in den Augen. Eine Reise ins Ungewisse. Vielleicht habe ich kein Gefühl zu dem was mich erwartet, weil ich nicht weiß was mich erwartet. Ich trinke einen Schluck Kaffee und versuche auch ein bisschen zu schlafen.

Als wir aus dem Flugzeug steigen scheint die Sonne, es fühlt sich ein bisschen an wie Urlaub. „Du fährst in den Urlaub und lässt dir die Interviews, die du für den Hessischen Rundfunk machst bezahlen, das ist kriminell …“, dass hatte mir eine Kollegin noch vor der Abreise vorgeworfen. Wenn wir jetzt mit unserem Leihtransporter ans Meer fahren würden, dann hätte sie recht. Aber wir fahren in ein griechisches Dorf, unweit von Idomeni, dort halten wir vor einem kleinen, verwunschenen Haus mit einem riesengroßen Garten mit Orangenbäumen, mit Olivenbäumen, mit Palmen und voll mit tollen Menschen: Wir werden direkt mit einer fröhlichen Party begrüßt, ein Fest für 20 Geflüchtete, die als freiwillige Helfer in dem Zelt der Borderfree Association Essen zubereiten, Tee kochen und sich auch sonst um alle anfallenden Dinge kümmern. Es wird gegrillt, geredet, gesungen und getanzt und irgendwann sind nicht nur freiwillige Helfer aus Westeuropa und Geflüchtete aus Syrien in dem Garten, sondern auch noch Musiker aus dem Balkan und Nachbarn aus dem griechischen Dorf. Was für ein schöner erster Moment für dieses große Abenteuer. Wobei Abenteuer das falsche Wort ist – Wagnis, Ereignis, …

Am frühen Abend fahren wir zum ersten Mal in das Camp in Idomeni, wir parken unseren Transporter an der Straße, ich steige aus und Blicke über die Felder und Wiesen: Klatschmohn und tausende Zelte, soweit das Auge reicht. Wir laufen langsam in das zurzeit pressewirksamste Flüchtlingscamp der Welt. Zwei kleine Kinder kommen uns entgegengerannt, schenken mir fröhlich lachend eine der vielen Klatschmohnblumen und rennen weiter, sie betteln nicht, sie heißen uns nur willkommen. Die Sonne scheint, hier und da wird Beachball ohne Beach gespielt, einige Jungs spielen Fußball und ein kleines Kind lässt mit seinem Vater einen Drachen steigen, er schwebt direkt über der Grenze … Wenn die Menschen hier auch fliegen könnten, denke ich, dann könnte der meterhohe Drahtzaun sie nicht aufhalten. Ich stehe auf der Wiese und schaue in den Himmel, der sich hinter der Grenze langsam zuzieht und vielleicht sagen will: „Hier gibt es keinen Sonnenschein für euch, bleibt wo ihr seid“. Wir laufen weiter, immer tiefer in die Zeltstadt hinein, wir tauchen immer tiefer unter die Oberfläche, die durch die Sonne von Schönheit geblendet ist. Es stinkt, es stinkt nach verbranntem Plastik, es stinkt nach Müll, Müll, der haufenweise in der Sonne schmort und Ratten und Schlangen anlockt. Frauen tragen ihre Kinder durch die Gegend und versuchen, ihnen ein Gefühl von Normalität zu geben, Menschen in Rollstühlen, Kinder, die wie selbstverständlich mit Glasscherben, rostigen Nägeln und Steinen spielen, ein 11 Tage altes Baby … aber die Menschen strahlen so viel Stärke aus, sie scheinen sich so gut mit der Situation zu arrangieren, dass man das Gefühl hat, dass das hier normal ist. Aber es ist nicht normal!

Am nächsten Morgen sitzen wir zusammen auf der Wohnzimmercouch, trinken türkischen Kaffee und überlegen, was wir mit den 15.000 Euro Spendengeldern anstellen können, draußen pladdert der angekündigte Regen. Ich sehe die vielen Kinder vor mir, die nur Müll zum Spielen haben und frage mich, wann sie das letzte Mal ein Spielzeugauto oder ein Malbuch in ihren kleinen Händen hatten. Es muss auf jeden Fall jede Menge Spielzeug her! Und Menschen, die sich mit ihnen beschäftigen: Zusammen mit der Gründerin der Borderfree Association Vanja beschließen wir uns – trotz der knappen Zeit – an ein großes Herzens-Projekt zu wagen: Wir wollen bis Ende der Woche ein Schulzelt aufbauen!

Nach einem langen Vormittags-Brainstorming:

  • Das Schulzelt wird über Nacht aus Presevo in Serbien geholt
  • Wir brauchen Paletten um den Boden zu ebnen
  • Teppiche und Schränke, Tafeln
  • Und natürlich ganz viel Spielzeug!

beginnt um 16 Uhr unsere erste Arbeitsschicht in Idomeni: bis Mitternacht müssen 3000 Essen zubereitet und verteilt werden. Außerdem bekommen die Menschen Chai Tee, was in Idomeni ganz viel Zucker mit ein bisschen schwarzem Tee bedeutet …

Es schüttet den ganzen Tag wie aus Kübeln, und ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so einen Regen gesehen habe. Um Mitternacht stoße ich, nach nicht mal 8 Stunden in Idomeni zum ersten Mal an meine Grenzen: inzwischen ist der Boden zu einem einzigen Schlammfluss geworden, die Menschen versuchen mit den bloßen Händen Gräben um die Zelte zu graben, die kleinen Iglu-Zelte schwimmen einfach weg und bahnen sich den Weg ins nirgendwo, Kinder laufen pitschnass und zitternd durch die Gegend, … Ich sitze völlig durchnässt in unserem Transporter und muss zu allem Überfluss auch noch pinkeln. Pinkeln an sich ist nichts dramatisches, wenn man nicht 1. die Schuhe ausgezogen hat, weil die Socken so nass sind, und jetzt mit den nassen Socken nicht mehr in die Schuhe reinpasst und 2. das Dixi-Klo nicht der Ort des Schreckens wäre: In den Ländern, aus denen die Menschen geflohen sind, gibt es meist keine Toiletten, so wie wir sie kennen, sondern welche bei denen man sich einfach hinknien kann (kenn ich natürlich aus verschieden Urlauben in verschiedenen Ländern). Aber: weil die Geflüchteten mit den europäischen Toiletten nicht klarkommen, stellen sich einfach auf die Klobrille und knien sich dann hin … da geht natürlich einiges daneben … Ich laufe barfuß durch den Regen, fluche vor mich hin und gehe auf eins der Dixi-Klos, die Tränen laufen mir über die Wangen, ich will nur noch ins Bett, ich will weg, die Decke über den Kopf ziehen und das ganze Elend vergessen … als ich später tatsächlich in meinem warmen Bett liege, schäme ich mich. Ein bisschen nasse Füße, ein bisschen auf die Toilette müssen, das alleine hat mich aus der Bahn geworfen.

Ich bin beeindruckt von den Menschen, die das hier alles mit einer stoischen Gelassenheit ertragen, ich bewundere sie für ihren Mut und ihre Stärke! Aber es gibt auch einige, die der Mut verlassen hat: Als ich heute alleine über das Camp laufe, sehe ich plötzlich eine Menschenmenge. Geflüchtete diskutieren, Helfer versuchen ein bisschen Ruhe ins Chaos zum bringen, nur die Polizisten stehen – wie meistens – unbeteiligt daneben. Ich frage einen Helfer was passiert ist. „Ein Mann hat gerade versucht, sich zu erhängen, seine Freunde haben ihn in letzter Sekunde an den Beinen festgehalten.“ Ich gucke mich um. Der Mann sitzt mit seiner Frau und seinem Sohn unter einer Zeltplane und starrt vor sich hin. Ich gehe näher ran. Eigentlich finde ich es schrecklich zu gaffen, aber ich habe das Gefühl, dass die Welt von diesem Schicksal erfahren sollte: Die Menschen hier in Idomeni sind am Ende! Das ist verdammt nochmal kein Spiel! In dem Moment, als ich vor der Familie stehe, beugt sich ein Freund des Mannes zu ihm runter, er tätschelt ihm den Kopf und redet auf Arabisch auf ihn ein. Plötzlich bricht dieser erwachsene, starke Mann in sich zusammen. Er weint wie ein kleines Kind, er schluchzt, die Tränen rinnen über sein Gesicht, sein ganzer Körper bebt. Ich mache ein Foto.

Seine Freunde, die im Kreis um ihn herumstehen sagen:

„No Foto!“

„I am from Germany, it is good when they see it!“

„Okay! Foto!“

Ich laufe alleine über das Camp, wie auf Watte, mir ist übel, ich bleibe stehen und halte mich an einer Mülltonne fest. Ich habe in meinem Leben noch nie eine so große Verzweiflung gesehen, wie in dem Gesicht dieses Mannes. Ich versuche krampfhaft meine Tränen zurückzuhalten. Ich bin hier wirklich die Letzte, die einen Grund zum Heulen hat.

Am nächsten Tag laufe ich als allererstes eine Runde alleine über das Camp. Die Menschen freuen sich immer, wenn sie Helfer sehen: sie lächeln, sie winken und sie laden uns regelmäßig zum Essen ein. Wahnsinn! Menschen die nichts haben teilen alles. Heute speise ich bei Narin, ihrem Mann und ihrem neunjährigen Sohn:

Narin sitzt vor ihrem Zelt, eine bildhübsche Frau, mit strahlenden Augen, die aber etwas tieftrauriges in sich haben. Wir sitzen auf dem Boden und essen gemeinsam.

Sie fragt: „Wo kommst Du her?“

„Aus Germany!“

(sie lächelt mich an) „Mein Sohn ist 13 Jahre alt, er ist auch in Deutschland!“ Er ist zusammen mit meinem Bruder vorgegangen und wir wollten jetzt hinterher. Ich habe ihn schon seit einem Jahr nicht gesehen!“

(ich schlucke) Mein Sohn ist 14 Jahre alt.

„Wohnt er zusammen mit Deinem Bruder?“

„Nein, sie haben die beiden getrennt, mein Sohn wohnt in einem Kinderheim … (sie atmet tief ein, dann lächelt sie tapfer und sagt) aber es geht ihm gut, er spricht schon deutsch und er geht in die Schule!“

„Warum bleibt ihr in Idomeni und geht nicht in ein anderes Camp?“

„Ich möchte so nah wie möglich bei meinem Kind sein, wenn ich jetzt wieder in die andere Richtung gehe, und wenn es nur 30 Kilometer sind, dann ertrage ich das nicht. Und falls Deutschland die Grenzen doch noch einmal öffnet, dann möchte ich die Erste sein, die zu ihrem Kind läuft!“

Ich gucke sie an, sie knabbert an ein paar Erdnüssen und strahlt so viel Zuversicht und Stärke aus, aber auch Zerbrechlichkeit und Verzweiflung. Ich spüre, dass sie am Ende ihrer Kräfte ist.

„Gibst du mir die Telefonnummer von Deinem Sohn? Dann rufe ich ihn an, wenn ich in Deutschland bin! Vielleicht kann ich Euch ja helfen!?“

Sie nimmt meine Hand und drückt sie, wieder versuche die Tränen zurückzuhalten, aber sie laufen mir lautlos über das Gesicht.

Viele Menschen, die ich in Idomeni kennengelernt habe, sind inzwischen zu Freunden geworden: sowohl Helfer, als auch Geflüchtete, … den ein oder anderen habe ich in einer der vielen Erstaufnahmeeinrichtungen in Deutschland begrüßen dürfen und beim ersten Blick in die Augen war da wieder diese tiefe Verbundenheit zu spüren. Viele haben auf meinem Dachboden übernachtet, viele habe ich zum Flixxbus in eine andere Stadt gesetzt. Für uns Helfer ist der Aufwand minimal, aber für die Menschen, die endlich in Österreich, in der Schweiz oder in Deutschland ankommen, ist es eine riesengroße Hilfe, wenn ein Bett auf sie wartet, jemand, der ihnen mit Rat und Tat zu Seite steht, jemand, der einfach da ist und sie nicht alleine lässt.

Inzwischen ist April, April 2017, der 1. April 2017 und leider ist es kein Aprilscherz, trotz aller Bemühungen sitzt Narin immer noch in Griechenland fest, ihr Sohn ist weiterhin in einem Kinderheim. Aber vielleicht wird sie Ende April im Flieger sitzen und nach Berlin fliegen, um endlich ihren Sohn in die Arme zu schließen – nach 2 langen Jahren! Inshallah!

Das Buch erscheint als Paperback am 15. September 2016,
beim Brandes & Apsel Verlag, hat 200 Seiten,
und kostet EUR 19,90
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3955581764
ISBN-13: 978-3955581763