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*Schreiben wir Geschichten, die wir unseren Enkeln mit Stolz erzählen können!*

Sandro, Borderfree-Volunteer in Petra, Griechenland, schickt uns nach seiner Rückkehr diesen Bericht:

„Die Entscheidung nach Griechenland zu gehen, fällte ich nach einem Gespräch mit einem guten Freund als er zu mir sagte: „Weisst du, irgendwann werden unsere Enkel in der Schule über diese Flüchtlingskrise lernen. Und wenn sie dann fragen: `Was hast du eigentlich zu jener Zeit gemacht?`, was wollen wir ihnen antworten?“
Ich war sehr gespannt, einen Einblick in ein Flüchtlingscamp zu erhalten, der auf eigener Erfahrung beruht und nicht auf blossen Informationen aus den Medien. Als ich dort angekommen bin, machte das Camp keinen allzu schlechten Eindruck, die Grundversorgung wird mehr oder weniger gewährleistet. Doch obwohl das Camp in idyllischer Umgebung am Fusse des Mt. Olympus liegt, ist es eigentlich nichts weiter als ein offenes Gefängnis. Diese Menschen können nirgendwo hin. Sie leben in einer andauernden Ungewissheit und einer anscheinend ewigwährenden Warteschlaufe, was, so glaube ich, das schlimmste an ihrer Situation darstellt. Es ist nicht einfach, den Moment zu leben, wenn man keine Perspektive für die eigene Zukunft kennt. Trotzdem gibt es einige, die es schaffen, sich und ihre Ideen ins Campleben einzubringen, die engagiert und motiviert mithelfen wollen. Ich kann gar nicht genug betonen wie unglaublich cool Samis Tanzstunden mit den Jungs und Mädchen sind, welche er jeden Tag vom Nachmittag bis spät in den Abend hinein hält. Und als ob das nicht genug wäre, kommt er oft am Morgen vorbei und fragt, ob er irgendwo helfen kann, die Infrastruktur zu verbessern. Diese Menschen sind voller Energie und Potential!
Als ich einmal ein paar der jungen Männer fragte, ob es etwas gibt, das sie sich gerne fürs Camp wünschen würden war die Antwort: „Musik. Mehr Gitarren.“ Ich denke, Musik hilft einigen sehr, das Erlebte zu verarbeiten und gibt ihnen eine sinnvolle Beschäftigung. Es war auch wunderschön zu sehen wie, sobald man anfing Gitarre zu spielen, einige der sonst super wilden Kindern daher kamen, einen mit offenem Mund anstarrten, streichelten, oder einfach nur still daneben sassen und zuhörten. Wir tauschten oft Lieder aus unseren verschiedenen Kulturen aus, so spielten sie auf der traditionellen Tanbur Und wir lehrten ihnen ein paar europäische Kinderlieder.
Eines Abends fand der Final ihres selbst organisierten Fussball-Turniers statt. Es ging ziemlich intensiv zu und her und viele Campbewohner kamen vorbei, um das Spektakel mitanzusehen. Das Niveau entsprach nicht gerade dem gelben vom Ei (nicht einmal dem weissen;)) aber das spielt keine Rolle, denn es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie wichtig sportliche Aktivitäten für sie sind. Denn es lässt sie für einen kurzen Moment alles andere vergessen.
Als ich vor 2 Wochen im Camp angekommen bin, hätte ich mir nie im Leben gedacht, dass diese Menschen in so kurzer Zeit ein solch wichtiger Teil von mir werden. Sie sind keine Flüchtlinge mehr. Aus ihnen wurden Menschen, sie alle haben Gesichter, Stimmen, Gerüche.. Häufiger als man denken könnte, haben sie ein Lächeln.. und ich kann sie noch immer sehen, hören und fühlen. Diese Eindrücke werden schwinden aber sie haben mir etwas gegeben, das mir niemand wegnehmen kann und ich kann es nicht wirklich in Worte fassen. Sie strahlen eine Liebe aus, die ich noch nie zuvor erfahren habe.
Gestern nahm ich die Fähre nach Italien, um jetzt zurück in die Schweiz zu reisen. Einfach so. Für mich gibt es keine wirklichen Grenzen in Europa. Nur weil ich in der Schweiz geboren wurde, ich habe überhaupt nichts dafür getan. Ich wünschte für meine neuen Freunde wäre das auch so…
Es gibt genügend globale Herausforderungen und Probleme und ich habe ein gewisses Verständnis für Leute, die es nicht mehr hören können, dass wir uns so und so zu verhalten hätten, weniger von diesem und jenem konsumieren dürfen (obwohl ich sehr der Meinung bin, dass wir uns in Zukunft eher auf Reduktion und Genügsamkeit als auf Wachstum fokussieren sollten). Niemand hört das gerne. Schuld und Verantwortung werden von Individuum zu Politikern zu Institutionen im Kreis abgeschoben, was vielleicht auch nicht dem optimalen Lösungsweg entspricht. Wie wäre es also mit einem neuen Ansatz. Machen wir uns Gedanken über die Geschichten, die wir einmal erzählen möchten. Wie wollen wir gelebt haben? Und im Falle, dass unsere Enkel uns einmal fragen werden: schreiben wir doch Geschichten, die wir ihnen mit Stolz erzählen können.“

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