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Von Christoph, Borderfree-Freiwilliger, 10. Januar bis 20. März 2017

Ich bin aufgeregt. Es ist der 28.09.2017. Ich bin beruflich in Süddeutschland und habe auf der Rückfahrt einen kleinen Abstecher gemacht, um Belal nach sechs Monaten wiederzutreffen. Der Jugendliche war während meines zehnwöchigen Freiwilligendienstes für Borderfee Association mein Deutschschüler in einem der serbischen Camps.

 

Am Vortag habe ich mit Belal telefoniert und wir haben uns am Bahnhof seiner Stadt verabredet. Auf der Zugfahrt spüre ich die große Vorfreude ihn endlich wiederzusehen, und kann es kaum abwarten. Als wir uns schließlich wieder begegnen, lächeln wir glücklich und umarmen uns herzlich zur Begrüßung.

Wir spazieren gemeinsam durch die Straßen und ich habe das Gefühl, in Serbien zu sein und muss erst realisieren, dass wir beide uns in Deutschland befinden. Viele Erlebnisse aus Serbien kommen dabei bei mir wieder zum Vorschein.

Belal besteht darauf, mich zum Abendessen auf einen vegetarischen Döner einzuladen. Er berichtet mir, dass er zur Zeit mit seiner Familie in einem Flüchtlingscamp lebt, aber sie hoffentlich in absehbarer Zeit in eine eigene Wohnung umziehen können.

Belals Deutsch ist dafür, dass er erst einige Monate in Deutschland ist, sehr gut. Er bedankt sich mehrfach für den guten Deutschunterricht der Borderfree-Freiwilligen in Serbien. Seine erworbenen Deutschsprachkenntnisse hätten ihm bisher im Alltag sehr weitergeholfen. Belal besucht aktuell noch eine Deutschsprachlernklasse, wird aber demnächst auf eine Realschule wechseln. Er möchte in Zukunft einmal Arzt werden.

Als ich ihm als Wiedersehensgeschenk ein Buch überreiche, freut er sich riesig und ruft laut: „Harry Potter“. Er hatte mir in Serbien erzählt, dass er auf der Flucht leider sein Harry Potter-Buch für ein warmes Feuer opfern musste. Nun besitzt er den ersten Teil wieder, diesmal aber auf Deutsch.

Ich bin wirklich sehr froh, dass Belal jetzt bei seiner Familie lebt und es nach Deutschland geschafft hat, aber ich weiß auch, dass das auf viele andere leider bisher nicht zutrifft.

Über Facebook habe ich noch zu einigen geflüchteten Menschen, die ich in Serbien kennengelernt habe, Kontakt. Immer wieder erkundigen sie sich, wie es mir geht und was ich aktuell mache. Viele von ihnen leben inzwischen in anderen europäischen Ländern wie Rumänen, Spanien oder Griechenland, und sind im Gegensatz zu Belal noch nicht in ihren Zielländern angekommen. Drei weitere Menschen sind mir bekannt, die inzwischen in Deutschland leben, zwei von ihnen sind Kinder/Jugendliche.

Ich werde die Menschen, die ich während meines Freiwilligendienstes in Serbien kennen gelernt habe, nie vergessen.

Noch oft denke ich an die Zeit in Serbien zurück. In Deutschland habe ich in mehreren Vorträgen verschiedenen Menschen von meinen persönlichen Erfahrungen berichtet. Zum Geburtstag habe ich mir anstelle von Geschenken, von meinem Freunden eine Spende für Borderfree gewünscht. Meine Meinung ist, wenn jeder eine Kleinigkeit im Rahmen seiner Möglichkeiten leistet, ist schon viel geschafft.

Ich hoffe sehr, dass ich noch viele geflüchtete Menschen, die ich in Serbien kennen gelernt habe, in ihren Zielländern wiedersehen und treffen werde.

Freundschaft ist grenzenlos!