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Bericht von Vanja zur Gedenkfeier im Camp Petra:

„Gestern im Camp, Erinnerung an Massaker, Erinnerungen an all das Schlimme, das wir uns gar nicht vorstellen können… und auch nicht möchten.
Ich war etwas spät dran, wir waren im Krankenhaus und das hat gedauert. Angekommen im Camp höre ich Geschrei, weinende Menschen, man trägt die in Ohnmacht gefallenen Frauen weg. Die Gesichter unserer Volontäre sprechen Bände. Ratlosigkeit. Ein Arzt und eine Krankenschwester, unsere Krankenschwester Conny… ich möchte helfen, weiss aber nicht wie.
Eine 22 jährige Frau liegt da, verkrampft. Szenen wie aus dem Krieg. Ihr ganzer Körper ist so stark verkrampft, dass der Arzt 15 min lang versucht ihr etwas in den Mund zu stopfen, damit sie ihre Zunge nicht verschluckt. Ihr Kiefer lässt sich nicht aufmachen. Dann Schaum aus ihrem Mund. Ich frage den Arzt was sie hat. Vielleicht Epilepsie? Nein, es sei ein Schock Zustand. Warum? Meine naive Frage finde ich selbst dumm, aber ich muss es wissen. Die Antwort lähmt. Sie musste zuschauen, wie man ihrem Bruder die Kehle durchgeschnitten hat. Ich möchte die Geschichte nicht zu Ende hören. Draussen wartet der Bruder von ihrem Mann. Er weint. Später gehe ich raus und finde ihn in der Embryo-Stellung am Boden. Ich setze mich zu ihm und sage ihm „alles wird gut, sie kommt wieder zu sich.“ Er schaut mich an und sagt, „bist du sicher?“
Ich bin nicht sicher, ich bete zu Gott das es so ist. Etwas anderes fällt mir nicht ein. Der Arzt kommt raus und sagt, sie habe ihre Augen aufgemacht und etwas gesagt. Ein Stein, nein, ein Berg fällt mir vom Herzen. „Ihr Mann ist in Deutschland,“ sagt der junge Mann. „Ich bin für sie verantwortlich.“

Verantwortung zu übernehmen für etwas, was man nicht kann, für etwas was man nicht steuern oder beeinflussen kann, ist ein schlimmes Gefühl. Wir beide waren in der gleichen Situation. Wir beide versuchten stark zu sein. Wir beide konnten das nicht. Niemand kann das. Alles was wir können ist beten und hoffen, dass wirklich alles in Ordnung kommt. Ordnung und Hoffnung schaffen, wo es nichts der gleichen gibt…

Ich war aber so stolz auf das Borderfree Team! Auf diese starken, jungen Leute, die gestern mit ihren Umarmungen und ihrer Präsenz den Menschen beigestanden haben. Die mit ihren Tränen gekämpft und den ganzen Schmerz der Jesiden geteilt haben.“

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