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Im November bin ich zum dritten Mal in diesem Jahr in den Libanon gereist.

Ich war vor meiner Abreise sehr gespannt, wie sich die Situation im Libanon präsentieren wird. Gibt es immer noch diese riesigen Warteschlangen vor den Tankstellen? Wird es weiterhin regelmässige und lang andauernde Stromausfälle geben?

Bei meiner Ankunft hatte ich festgestellt, dass sich die Situation verändert hat – leider im negativen Sinne. Die Inflation, welche schon seit längerem ein grosses Problem für die Bevölkerung darstellt, ist nochmals gestiegen. Nun sind beispielsweise die Preise an den Tankstellen für Benzin so enorm hoch, dass die Warteschlangen komplett verschwunden sind. Des Weiteren haben sich die Preise für alltägliche Lebensmittel und Diesel (welcher zum Heizen benötigt wird) ebenfalls nochmals erhöht.

Vor Ort durfte ich aber auch feststellen, dass das Borderfree-Team weiterhin perfekt eingespielt ist und einen super Job macht! Da sind einerseits die mobile Arztklinik und die Zahnklinik, welche den Menschen gratis medizinische Hilfe anbietet. Gerade medizinische Hilfe wird enorm benötigt, da am Ende vom Monat für allfällige Medikamente schlicht und einfach kein Geld mehr übrigbleibt.

Andererseits gibt es auch noch die Borderfree-Schule in einem eher kleineren Camp mit zwei Lehrerinnen, welche den Frauen im Camp Englisch sowie ihren Kindern Arabisch, Englisch und Mathematik unterrichten.

Als ich im Juni zum ersten Mal in den Libanon gereist bin, war alles rund um die Schule noch sehr improvisiert. So hatten wir keine Schulungsräume, keine Stühle sowie Tische und Lernmaterial war auch sehr knapp. Nun knapp ein halbes später hat die Schule richtig Form angenommen. So gibt es nun zwei fixe Schulungsräume, Tische sowie Schüle und jedes Kind und jede Frau hat ein eigenes Schulheft.

Zudem durfte ich auch einen grossen Lernfortschritt beobachten. Gestartet haben wir bei der Schreibweise und Aussprache jedes einzelnen Buchstabens des Lateinischen Alphabets – mittlerweile sind sehr einfache Sätze auf Englisch kein Problem mehr. Freude und Motivation zum Lernen sind definitiv vorhanden.

Aufgrund des kommenden Winters haben wir zudem auch beide Schulungsräume mit einem Heizofen ausgestattet, damit bei warmen Temperaturen gelernt werden kann:

Ich durfte in diesen 10 Tagen sehr viele schöne Momente erleben. Die Menschen sind trotz ihrer Armut und Not unglaublich herzlich, offen und gastfreundlich. Auch wenn man nicht durstig ist, ein Kaffee oder Tee gehört einfach zum Pflichtprogramm, wenn man eingeladen wird.

Trotz allem habe ich den Libanon mit ziemlich viel Bauchschmerzen verlassen. Ich frage mich wirklich, wie die Menschen in den Camps und alle in die Armut abgerutschten Libanesen diesen kommenden Winter überstehen wollen. Aufgrund der Inflation ist zum Beispiel der Preis für 10 Liter Diesel um das 15-fache gestiegen. Das Geld reicht einfach nicht für genügend Essen und Diesel zum Heizen. Obwohl mit dem Januar und Februar die kältesten Monate erst noch kommen, sind bereits jetzt sehr viele Menschen erkältet. Ich habe dies einerseits beobachtet, als ich mit der mobilen Arztklinik unterwegs war und andererseits auch, als ich in der Schule war und dort fast jedes Kind Husten und andere Erkältungssymptome hatte. Teilweise haben Eltern nicht einmal genügend Geld hat, um Taschentücher zu kaufen um ihren erkälteten Kindern die Nase zu putzen – eine Armut, die für uns unvorstellbar ist.

Das Borderfree-Team versucht hier wirklich so gut es geht, den Menschen zu helfen und sie zu unterstützen, auch wenn die Hilfe leider nicht für alle Menschen ausreicht.

Während meines Aufenthaltes haben wir in zwei Camps Diesel an die Menschen verteilt – solche Aktionen helfen, das Leid von einzelnen Familien wenigstens teilwiese zu lindern.