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Geschichte einer Flucht – Teil III

F. musste als Vierzehnjähriger vor den Taliban aus Afghanistan fliehen. Er liess seine Eltern und Geschwister zurück und schlug sich mit Hilfe von Schleppern durch verschiedene Länder durch. Drei Jahre dauerte seine Flucht, bis er bei uns im «House of Rescue» in Loznica ankam.

Im ersten und zweiten Teil dieser dreiteiligen Serie erzählte uns M. F. von seiner Flucht durch den Iran, Irak, die Türkei und Griechenland. Im dritten und letzten Teil berichtet er über seine Ankunft in Serbien.

Flucht durch Mazedonien und Serbien und Ankunft im «House of Rescue»

«An der mazedonischen Grenze gab es einen Vorfall – nicht wegen der griechischen Grenzpolizei, die sich freute, dass wir ihr Land verliessen, sondern wegen der Mazedonier. Wir hatten keine Papiere und reisten ohne Tickets. Deshalb beschlossen sie, uns in den Knast zu bringen. Weil wir minderjährig waren und weil wir erklärten, dass das Ziel unserer Reise Serbien und nicht Mazedonien sei, entschieden sie nach einer Weile widerwillig, uns gehen zu lassen. Wir setzten uns in einen Zug nach Skopje und marschierten dann fünf Tage lang von Skopje bis zur serbischen Grenze. Wir hatten die meiste Zeit Hunger, da wir nur noch wenig Essen in unseren Rucksäcken hatten.

Wir versteckten uns an der mazedonisch-serbischen Grenze und warteten auf den richtigen Moment, um die Grenze unbemerkt zu passieren. Als wir es geschafft hatten und endlich auf serbischem Boden waren, begannen wir zu tanzen, obwohl wir hungrig und erschöpft waren. Das Lager Preševo war nicht weit von der Grenze entfernt und wir fühlten uns bereits sicher. Nach ein paar Tagen in Preševo hatten wir wieder genügend Kräfte gesammelt, um unsere Reise nach Belgrad fortzusetzen.

In Belgrad kamen wir ins Flüchtlingszentrum Miksalište und die erste Person, die wir dort trafen, war unser Schmuggler. Er drohte uns sofort wieder mit Rache. Als er meinen Freund an der Hand packte und ihm sagte, dass er auf uns wartete, meldeten wir ihn den Betreuern im Lager mit der Information, dass er ein Schmuggler sei und uns bedrohte. Die Polizei kam und nahm ihn mit. Aber wir hörten, dass sie ihn schnell wieder freiliessen und dass er weiter damit drohte, sich an uns zu rächen. Wir haben immer noch Angst vor ihm und seinen Cousins. Wir wissen nicht, wann und wo sie auftauchen oder wir ihnen über den Weg laufen werden.

Nach wenigen Tagen wurden wir dann in das «House of Rescue» in Loznica versetzt. Dort boten sie mir an, mir ein neues Handy zu kaufen, aber ich lehnte ab. Ich wollte den ständigen Kontakt mit meiner Familie vermeiden, da sie versuchen würden, mich zu überreden, in den Westen weiterzuziehen. Ich bin jedoch zum Entschluss gekommen, dass meine Reise hier enden soll und dass ich meine Ausbildung in Loznica fortsetzen möchte. Ich möchte in Serbien bleiben und hier leben. Es ist mein Wunsch, Software-Ingenieur zu werden. Im September fange ich mit der Schule an.»

F.’s Geschichte ist ein Einzelschicksal und doch ist er kein Einzelfall: Es gibt viele ähnliche Geschichten von Jungen wie M. F. Im «House of Rescue» hoffen wir, dass Kinder wie er hier endlich eine Art Zuhause gefunden haben, wo sie sich sicher fühlen und sich von ihren Traumata erholen können.

Kinder wie M. F. brauchen dringend unsere Hilfe. Unterstützen Sie deshalb bitte das House of Rescue. Herzlichen Dank.